Nutrias bedrohen Hochwasserschutz in Deutschland

3 godzin temu
Die Nutria ist eine aus Südamerika stammende und in Mitteleuropa eingebürgerte Nagetierart. (Archivbild) Patrick Pleul/dpa/ZB

Die Nutrias werden nach Angaben des Deutschen Jagdverbandes (DJV) zunehmend zu einer Gefahr für den Hochwasser- und Artenschutz. «Wir sehen anhand unserer Daten, dass sich die Nutria in Deutschland weiter ausbreitet», sagt DJV-Präsident Helmut Dammann-Tamke der Deutschen Presse-Agentur.

Die aus Südamerika stammenden Nager graben meterlange Tunnel in Uferböschungen und Deiche. Das gefährdet den Hochwasserschutz an Küsten und Flüssen erheblich. Gleichzeitig bedrohen Nutrias durch ihr Fressverhalten den Lebensraum von anderen, teils seltenen Tierarten.

Schilfgebiete verschwinden komplett

«Nutrias lieben es, Röhricht zu fressen. Sie sorgen dafür, dass komplette Flussläufe schilffrei werden. Das hat gravierende Folgen für die Artenvielfalt», erklärt Dammann-Tamke. Die Schilfgebiete, in denen die Fließgeschwindigkeit von Flüssen in der Regel langsamer ist, sind Kinderstuben von Insekten, Amphibien, Fischen und Vögeln.

«In Deutschland brauchen wir ein größeres Bewusstsein für diese Gefahren und mehr Unterstützung von Behörden und Politik», fordert Dammann-Tamke, der auch Präsident der niedersächsischen Jägerschaft ist. Der DJV-Chef sieht die negativen Auswirkungen der Ausbreitung als ernst zu nehmendes Problem.

Lokale Konflikte mit Nutrias

Auch die Deutsche Wildtier Stiftung sieht örtlich Gefahren durch Nutria-Vorkommen vor allem beim Hochwasserschutz. «Herausforderungen und Konflikte mit Nutrias sind lokal, aber sie sind in jedem Fall da», sagt Andreas Kinser, Leiter Natur und Artenschutz bei der Stiftung. Allerdings habe nicht jedes Revier, das Nutria-Vorkommen melde, auch Probleme mit den Tieren.

«Nutrias sind in der Lage, Deiche sehr instabil zu machen. Es müssen hohe Mittel dafür aufgewendet werden, um Schäden zu reparieren», bestätigt auch Kinser. Der ökologische Schaden durch Nutrias, die Pflanzenfresser seien, sei dagegen im Vergleich zu anderen gebietsfremden Arten wie etwa Waschbären, ein Allesfresser, niedriger einzuschätzen.

Verbreitung hat sich verdoppelt

Nutrias wurden laut Jagdverband seit dem 19. Jahrhundert in Deutschland wegen ihres Fleisches und Fells in Farmen gehalten. Entkommene und ausgesetzte Tiere besiedelten Flüsse und Seen. Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) zählt Nutrias entsprechend einer EU-Verordnung zu den gebietsfremden Arten.

Eine Auswertung des Wildtier-Informationssystems der Länder Deutschlands (WILD) zeigt das Ausmaß der Ausbreitung. 2023 meldeten bundesweit mehr als ein Drittel (35 Prozent) der teilnehmenden Jagdreviere Nutria-Vorkommen. Im Vergleich zur ersten Erhebung 2015 hat sich die Verbreitung der Tiere verdoppelt, teilt der Jagdverband mit.

Nordrhein-Westfalen besonders betroffen

Die Auswertung umfasst ein Drittel der forst- und landwirtschaftlichen Fläche Deutschlands. Die meisten Vorkommen werden im norddeutschen Tiefland registriert. In Nordrhein-Westfalen meldeten 60 Prozent der teilnehmenden Jagdreviere Nutrias, in Niedersachsen 55 Prozent und in Sachsen-Anhalt 50 Prozent.

Mildere Winter und Fütterungen fördern nach Einschätzung von Experten die Ausbreitung der Tiere. Der Jagdverband fordert, Nutrias ins Bundesjagdgesetz aufzunehmen, was die Jagd auf sie nach seinen Angaben bundesweit vereinheitlichen und vereinfachen würde.

Tierschutzproblem bei der Jagd

Auch nach Einschätzung der Deutschen Wildtier Stiftung führt kein Weg an der Jagd auf die Tiere durch Abschuss oder Fallen vorbei. Kinser weist aber auch auf ein Tierschutzproblem hin. Denn Nutria bekommen potenziell das ganze Jahr über Nachwuchs.

«Das heißt, es besteht immer die Gefahr, dass Jungtiere durch die Jagd Elterntiere verlieren», sagt der Wildbiologe. Um die Vorkommen einzudämmen, führt das Bundesamt für Naturschutz als Maßnahmen neben der Jagd auch ein Ende der gezielten Fütterung der Tiere an.

Fütterung verstärkt das Problem

Die Fütterung führe zu einer guten Kondition der Tiere und damit zu einer Ausbreitung, erklärt Kinser. Darin sehen auch Jäger und Wildtier Stiftung eine Chance zur Eindämmung. «Da eine Sensibilität für zu schaffen, ist nicht nur eine Aufgabe der Jäger, sondern der Kommunen und der Gesellschaft insgesamt», betont der Experte.

(dpa/Berlin) Hinweis: Dieser Artikel wurde mithilfe von Künstlicher Intelligenz überarbeitet.

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